Britta lernt ja, wie der Ein- oder Andere von euch schon weiß, Schmiedin in der Aachener Schmiede bei Michael Hammers.
Ich brauche einen ständig fließenden Nachschub an handgeschmiedeten Pfeilspitzen und ähnlichem Kleinkrams.
So spukte schon einige Zeit der Gedanke in unseren Köpfen herum, bei mir zuhause eine kleine Freiluftschmiede einzurichten.
Eine Feldesse mit Tretkurbelgebläse, ein kleiner (50Kg) Amboß und ein bißchen Grundwerkzeug sollten es sein.
Eventuell könnten wir damit ja auch mal auf Mittelaltermärkte fahren.
Am Samstag vor einer Woche war es dann endlich soweit und wir sind nach Solingen gefahren um unsere Schmiede bei Jörg Pardella abzuholen.
Eine wiederaufbereitete Tretkurbelesse mit optionalem Elektrogebläse, ein kleiner, ebenfalls aufgearbeiteter Amboß mit einer praktischen Amboßtonne, ein Satz Hämmer und ein Satz Zangen, so wie ein Sack Kohlen fanden Platz in Defender und Anhänger.
Letzten Donnerstag hat Britta dann zum ersten Mal die Esse angefeuert und ein paar S-Haken auf dem eigenen Amboß geklöppelt.
Gestern wurden die neuen Flyer angeliefert, rechtzeitig zu den kommenden Veranstaltungen.
Ich bin super zufrieden! Die Monks – Renate & Markus – haben tolle Arbeit geleistet. Die Flyer sind auf hochwertigem Papier (250gr) gedruckt und fassen sich wertig an. Klar gegliedert, liefern sie alle Informationen, die ein Interessent für einen ersten Kontakt braucht.
Ein besonderes Highlight ist für mich, die individuell angefertigte Anfahrtsskizze. Damit gehen wir allem Stress mit Google und Konsorten aus dem Weg und sie ist mindestens genau so gut.
Ein höchst zufriedener Eifelpfeil bedankt sich nochmal ausdrücklich bei den Marketingmönchen aus der Kirchstraße.
Jetzt muss ich die Dinger nur noch unter das Volk bringen…..
Die ersten, mehr oder weniger produktiven, Wochen in der neuen Werkstatt sind rum.
Da wird es Zeit für ein erstes Fazit.
Die Werkstatt im Haus zu haben ist super bequem. Morgens aufstehen, anziehen, Kaffee trinken und dann einfach zwei Schritte über den Flur machen und anfangen zu arbeiten.
Diese Bequemlichkeit ist gleichzeitig der einzige größte Nachteil an der neuen Situation, den ich bisher festgestellt habe.
So einfach es ist, zur Arbeit zu kommen, so bequem ist es auch, sie wieder liegen zu lassen. Einfach aus der Tür gehen, Treppe hoch und da steht der Laptop und der Lesesessel und ein Stapel ungelesener Bücher lümmelt auf dem Boden rum. Der innere Schweinehund kläfft ausgelassen….
Davon abgesehen bin ich bisher sehr zufrieden mit der neuen Situation. Alle Maschinen, Werkzeuge und Materialien sind untergebracht und es ist sogar noch Platz.
Ich muss noch ein paar Regale, z.B. für Holz aufhängen. Aber das ist kein großer Akt, obwohl es eine Umstellung ist wieder mit der Hilti und mit Dübeln hantieren zu müssen anstatt Alles einfach ins Holz zu spaxen.
Ich werde sicher im Laufe der Zeit noch das Ein-oder Andere umräumen. Das wird sich weisen. Am letzten Wochenende hat die Werkstatt jedenfalls ihre endgültige Feuerprobe bestanden, als vier Leute zum Bogenbauen da waren und es unfallfrei funktioniert hat.
Ein unverhoffter positiver Effekt des Umzugs war, daß ich mich wieder auf das Wesentliche – den Bogen- und Pfeilbau – konzentriert habe.
Da ich nicht mehr so viel Platz habe, wie in der Altstadt, musste ich aussortieren. Rausgeflogen ist der ganze Kram, den ich für irgendwelche Projekte abseits von Pfeil und Bogen angesammelt hatte und der teilweise schon seit Jahren vor sich hin gammelte.
Allein aus Platzgründen ist die neue Werkstatt (fast) ganz auf den Bogenbau ausgerichtet – abgesehen von einem Eckchen für den Modellbau.
Bis jetzt haben die Sicherungen gehalten, es hat sich noch kein Nachbar beschwert und ich habe das Haus noch nicht abgefackelt. Es scheint so, als könnte es was werden, mit der neuen Werkstatt in der heimischen Höhle.
Am Samstagabend endete der letzte „normale“ Arbeitstag in der alten Werkstatt mit der Verabschiedung der Kursteilnehmer.
Damit geht das Kapitel Altstadt für mich mit Riesenschritten seinem Ende entgegen. Jetzt, im November, werde ich die Werkstatt endgültig nach Hause, nach Konzen, umziehen.
Abgesehen von ein paar kleineren Aufträgen steht nur noch Aufräumen, Umräumen und wieder Einräumen für die nächsten 3 Wochen auf dem Programm.
Ab dem 01.12.2013 soll es dann in den heimischen Räumlichkeiten wieder neu losgehen.
Ich wurde jetzt schon öfters gefragt, ob es mir leid tut, die Werkstatt in der schönen Monschauer Altstadt aufzugeben. Samstagabend habe ich beim Feierabendbier mal ganz in Ruhe darüber nachgedacht und die Antwort lautet: Kaum!
Keine Angst, das wird hier kein Altstadtbashing. Als sich die Gelegenheit ergab, die Werkstatt zu verlegen, habe ich schon überlegt, ob ich das wirklich machen will.
Letztlich gab betriebswirtschaftliche Vernunft den Ausschlag. Es war einfach nicht sinnvoll, zuhause drei werkstatttaugliche Räume leerstehen zu lassen und stattdessen Miete und Fahrtkosten für die Werkstatt in der Altstadt zu zahlen.
Ja, ich werde die Kulisse vermissen.
Ja, ich werde die spontanen Besuche von und bei Markus, Renate und Struppi vermissen.
Ja, ich werde die Gespräche mit den Nachbarn vermissen.
Ja, ich werde ganz bestimmt Elkes Nussecken, die Besten der Welt, vermissen.
Aber mein Leben wird einfach erheblich billiger und sooo viel einfacher werden!